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Muhsin, Lehrer und Schulleiter


»Ich bin wie meine Schüler ein Flüchtling. Jeden Tag (außer am islamischen Feiertag Freitag) gebe ich von 8.15 bis 17.15 Uhr Unterricht und gleichzeitig leite ich eine Schule im Camp.
Im Monat verdiene ich 429 000 irakische Dinar (ca. 360 US Dollar). Als Lehrer versuchen wir auf jeden einzelnen Schüler einzugehen und den Kindern, denen die Eltern, Geschwister oder Verwandte fehlen, begegnen wir mit besonderer Aufmerksamkeit.
Ich war traurig, als wir anfangs im Camp keine Schule hatten, aber jetzt, da wir die Schulen haben und die Kinder in die Klassen kommen, fühle ich mich gut.
Bei einigen Schülern fehlen allerdings Vorkenntnisse, die sie zum Beispiel im Kindergarten bekommen und mein Wunsch ist, dass jeder Schüler wieder an seinen alten Wohnort in Sindschar zurück kann und dort seine alte Schule besucht.
Wir strengen uns sehr an, damit die Schüler nichts von ihrem Schulstoff verpassen.
An erster Stelle brauchen die Schüler wirklich guten Unterricht, damit sie ihre Fähigkeiten verbessern und weil viele Schüler arm sind und sich zum Beispiel keine Schuluniform leisten können, wäre auch finanzielle Hilfe sinnvoll.
Eigentlich ist die Schule zu klein und die Klassen sollten nicht mehr als 15 Schüler haben, d.h. wir brauchen noch mehr Schulen und Platz für die Schüler.
In der Zeit, als die Schulen im Camp eröffnet wurden, sind viele Familien aus dem Camp nach Europa emigriert und das hat sich negativ auf die Kinder ausgewirkt, die hier geblieben sind und ihre Freunde vermissten.
Einige Schüler können sich dann im Unterricht nicht mehr konzentrieren, da sie auch zukünftig nach Europa emigrieren wollen.
Wir bieten den Schülern auch zusätzliche Zeit an, damit sie die psychologischen Schwierigkeiten der Flucht verarbeiten können und damit haben wir auch Erfolg. Eine Folge des Krieges und der Vertreibung ist auch, dass manche Schüler einfach nicht mehr weiter lernen wollen.
Die Heimat der meisten Kinder ist Sindschar, wo Daesh viel zerstört und viele Menschen umgebracht hat.
Ich bin glücklich in meinem Beruf als Lehrer, aber ich wäre noch glücklicher, wenn wir wieder an unseren alten Schulen in Sindschar unterrichten könnten.
Das Wichtigste in unserem Leben ist Unterricht und Bildung.«
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