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Farah Diba Pahlavi, 5 Jahre alt,
Farah Pahlavi war mit dem Schah Mohammad Reza Pahlavi verheiratet und die erste Frau in der iranischen Geschichte, welche die kaiserliche Krone trug.
Von 1959 bis 1979 unterstütze und begleitete Farah Pahlavi mit zahlreichen, fortschrittlichen Programmen in Kunst, Kultur, Medizin, Wissenschaft, Architektur und Umwelt den vom Schah eingeleiteten Wandel Irans von einer Agrar- hin zu einer Industriegesellschaft. Besonderen Wert legte Farah Pahlavi in ihrer Arbeit auf die Rechte von Frauen, Kindern und Menschen mit Behinderung. Unter ihrer Schirmherrschaft wurde im Iran das erste moderne Versorgungskonzept für Leprakranke entwickelt, die zuvor in der iranischen Gesellschaft stigmatisiert und ausgeschlossen waren.
Oder in Teheran gründete Farah Pahlavi die gemeinnützige Organisation Kanun-e Parvaresh, welche Pionierarbeit im Kultur- und Erziehungsbereich leistete und wo herausragende Persönlichkeiten wie der iranische Regisseur Abbas Kiarostami seine Karriere begann.
Auch wenn Farah Pahlavi seit 1979 im Exil lebt, so fühlt sie sich bis heute eng mit den Menschen im Iran verbunden und hat die Hoffnung nicht verloren, dass ihre Heimat Iran sich wieder von der theokratischen Diktatur befreit. »Das Licht wird die Dunkelheit besiegen und Iran wird sich wie der Phönix aus der Asche erheben und der Familie der freien Nationen beitreten«, Farah Pahlavi.
Der Tod der 22 jährigen iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini am 16.09.2022 nach der Festnahme durch die sogenannte Sittenpolizei löste in Iran eine landesweite Protestwelle aus, getragen von den Kindern und Enkelkindern - besonders jungen Frauen - der Generation, die dem Schah vor 44 Jahren das Vertrauen entzogen hatte. Diese Protestwelle verbindet schnell unterschiedliche soziale und ethnische Gruppen im Iran und ihr Ziel ist nichts weniger als das Ende der theokratischen Diktatur der Islamischen Republik Iran. Nach der Islamischen Revolution 1979 spricht man heute erneut von einer Revolution im Iran, erleben wir das Ende des islamistischen Regimes, was löst dieses Ereignis in Ihnen aus?
Farah Pahlavi: Ich bin stolz auf die iranischen Frauen, denen es trotz Unterdrückung, Folter und Gefangenschaft gelungen ist, mit ihrer Forderung nach Freiheit solch eine starke Bewegung zu starten. Sie sind ein Vorbild für junge Männer, die ihnen folgen, und nicht nur das: Viele Männer, Frauen und Kinder auf der ganzen Welt aus verschiedenen Nationalitäten haben sich erhoben und Demonstrationen zur Unterstützung dieser Bewegung im Iran organisiert.
Dies ist das erste Mal in der Geschichte, dass Frauen solch eine große Aufmerksamkeit bekommen.
In Ihrem Buch »1001 days. Memories of an Empress«¹ schreiben Sie:...»Der Westen würde es gerne sehen, dass alle Länder auf der Welt sein System unreflektiert übernähmen. Aber bedeutet die Tatsache, dass er sich für einen bestimmten Weg entschieden hat, dass dieser notwendigerweise der beste ist? Diese Frage stelle ich mir. Die gegenwärtigen Misserfolge der Industrieländer, die sozialen Ungerechtigkeiten und die zerstörerischen Laster in kapitalistischen Gesellschaften scheinen mir in keiner Weise einen Erfolg darzustellen, der so über alle Zweifel erhaben ist, dass man das Recht hat, ihn als Modell hochzuhalten. Wir haben nicht den Wunsch, irgendjemand zu imitieren«...
Schon 1976 haben Sie diese Gedanken aufgeschrieben, welches politische und gesellschaftliche System halten Sie heute sinnvoll für Iran?
F.P.: Ich glaube an die Demokratie.
Sie sind auch auf social-media Kanälen aktiv. Können diese Medien zu einer politischen Veränderung im Iran beitragen oder sind es eher falsche Hoffnungen und Versprechen, die auf sozialen Plattformen erzeugt werden, wie man es z.B. beim »arabischen Frühling« beobachten konnte? Und auf welche Art sollte die Kommunikation in sozialen Medien verlaufen und welche Botschaften sind für Iran wichtig?
F.P.: Ich habe meinen Landsleuten auf elektronischem Wege Liebes- und Unterstützungsbotschaften geschickt, in denen ich ihnen mitteile, dass ich ständig an sie denke. Ich habe mich auch mit Audio-Botschaften an das Militär gewendet, in denen ich es auffordere, von Angriffen auf die Zivilbevölkerung abzusehen. Die iranischen Bürgerinnen und Bürger, die an Demonstrationen teilnehmen, bitten das Ausland um Unterstützung und sie wissen, dass wir sie nicht vergessen haben.
Ebensowenig hat auch die Welt sie nicht vergessen, wie der weltweite Zuspruch und die Sympathiebekundungen vieler namhafter Politiker und Künstler aus zahlreichen Ländern zeigen.
Die sozialen Medien sind ein mächtiges Werkzeug, das Menschen vereint mit dem Ziel, dass sich die Worte der Freiheitskämpfer verbreiten und ihre Stimmen auch in entlegenen Teilen der Welt Gehör finden.
Leider war der »arabische Frühling« am Ende nur ein Slogan, dem keine weiteren Schritte folgten, um den »Frühling« Wirklichkeit werden zu lassen.
Die Botschaft an Iran lautet: Wir bewundern euch, wir unterstützen euch.
Was ist das Wertvollste, das Sie bis heute aus dem Iran erhalten?
F.P.: Ich schätze die sehr freundlichen E-Mails und Telefonanrufe, die ich von jungen Menschen erhalte, die nach der Revolution geboren wurden und die sich der Anti-Schah-Propaganda und der negativen Indoktrination widersetzen, welche sie in der Schule erhalten haben.
Was sind für Sie die wichtigsten Errungenschaften aus der iranischen Kultur, die nicht verloren gehen sollten?
F.P.: Der Geist eines Iraners, der an die territoriale Integrität des Irans glaubt, und die Bedeutung der vielen tausend Jahre iranischer Kultur und Zivilisation.
Die iranische Kunst und die kulturellen Errungenschaften werden sich trotz allen Drucks und aller Einschränkungen weiter entwickeln und durchsetzen.
Das Kunsthandwerk ist ein wichtiger Wirtschaftszweig im Iran. Verschiedene Regionen haben ihre einzigartigen Designs für Stickereien auf Stoff. Ich habe diese Industrie gefördert, indem ich spezielle Läden einrichtete und viele handgefertigte Kleidungsstücke in Auftrag gab, die von Seiner Majestät, dem verstorbenen Schah, mir und meiner Familie getragen wurden.
Was bedeutet Reichtum für Sie?
F.P.: Während meines Lebens im Iran habe ich nie über persönlichen Reichtum nachgedacht. Mein Hauptaugenmerk lag darauf, dass die verschiedenen medizinischen, sozialen und kulturellen Organisationen über ein ausreichendes Budget verfügten, damit sie den Menschen dienen können.
Gibt es rückblickend Entscheidungen in Ihrem Leben als letzte Kaiserin Irans, die Sie bereuen?
F.P.: Von dem, was ich damals auf allen Ebenen getan habe, eingeschlossen der Umwelt- und Kulturbereich, gibt es nichts, was ich bereuen würde.
Ihr Name Farah bedeutet Freude/Glück. Wann war der glücklichste Moment im Ihrem Leben? Was hat Ihnen die größte Freude in Ihrem Leben bereitet?
F.P.: Der glücklichste Moment in meinem Leben war, als ich Seine Majestät Mohammad Reza Shah Pahlavi kennenlernte und wir heirateten. Die größte Freude empfand ich mit der Geburt meiner Kinder.
Und was sind für Sie die entscheidenden Vorraussetzungen, um Glück zu empfinden?
F.P.: Glück ist für mich die Freiheit des Iran und das Ende der Islamischen Republik.
Und nicht zuletzt der Seelenfrieden und die Zufriedenheit meiner Kinder und Enkelkinder.
Welche Erinnerung werden Iraner einmal mit Ihnen verbinden?
F.P.: Ich bin gerade dabei, als Vermächtnis eine Stiftung für iranische Geschichte und Kultur zu gründen.
Ich freue mich, wenn viele meiner Landsleute, sowohl im Iran als auch in der Diaspora, von mir als »Mutter des Irans« sprechen.
02 / 2023
¹ Farah Pahlavi, 1001 Days, memoirs of an Empress, 2021
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