english deutsch KILIAN FOERSTER
Der ultrakonservative, katholische Geheimbund Opus dei (der Name bedeutet Gottes Werk) zählt über 80 000 Mitglieder, auch als Soldaten Gottes bezeichnet, mit Niederlassungen in 69 Ländern und wird auch die Heilige Mafia genannt.<< >>
Über ein perfides System von blindem Gehorsam, strenger Hierarchie, totaler Selbstaufgabe und Unterordnung, völliger Kontrolle und der Ausbildung eines schweren Sünden- und Schuldkomplexes versucht man die Mitglieder in Opus dei Zentren aus ihrem ursprünglichen Familienumfeld zu isolieren und die Abhängigkeit von Opus dei zu erreichen.
Ein rigider Tagesplan, strikte Geschlechtertrennung und sogenannte körperliche Abtötungen mit einem dornenbesetzten Bußgürtel oder Selbstgeißelungen mit Schlägen aufs nackte Gesäß sollen jegliche sexuellen Gefühle, körperliche Lust und Sinnlichkeit unterdrücken.
So heißt es im Manifest Der Weg (El camino) des Opus dei Gründers Josemaría Escrivá: «Gesegnet sei der Schmerz. Geliebt sei der Schmerz. Geheiligt sei der Schmerz. Verherrlicht sei der Schmerz!«
Ferner gilt für Opus dei Mitglieder ein Buch- und Filmindex mit über 60 000 Werken, u.a. Schriften von Berthold Brecht, Immanuel Kant, Gotthold Ephraim Lessing, Georg Wilhelm Friedrich Hegel oder Charles Darwin. Das Lesen in diesen Büchern ist den Mitgliedern untersagt.
Was bei Opus dei als geistige Selbstdisziplin oder heilige Pflicht gepredigt wird, ist letztlich die gezielte Umwandlung einer individuellen und freien Persönlichkeit in einen vollkommen, unkritischen und hörigen Befehlsempfänger. An anderer Stelle heißt es im Manifest Der Weg: «Vergiss nicht, was du bist: ein Kehrichteimer. Demütige dich: Weißt du nicht, dass du ein Eimer für Abfälle bist?«
Unter Papst Johannes Paul II. erlebte Opus dei einen regelrechten Aufschwung und konnte wichtige Schlüsselpositionen im Vatikan besetzen. Auch Papst Franziskus änderte nichts an dieser Tradition: Im September 2014 sprach er in einer feierlichen Zeremonie den Opus dei Führer Bischof Alvaro del Portillo in Madrid selig.
Neben dem Vatikan versucht Opus dei gezielt seinen Einfluss in überstaatlichen Organisationen (z.B. EU oder UNO), im Finanzsektor und besonders im Erziehungs- und Ausbildungsbereich zu verstärken.