english deutsch KILIAN FOERSTER
»Seit einem Jahr gibt es unsere Seifenmanufaktur 111elies. Elies heißt auf griechisch Olivenbaum und weil Dimitris Eltern 111 Olivenbäume auf Chalkidiki besitzen, haben wir unser Geschäft danach benannt.— Ninetta
Ich habe vorher 13 Jahre in einer Bank gearbeitet und bin sehr froh, dass ich diese Arbeit beendet habe. Es war nicht mein Traumberuf, und als einem in der Krise eine Abfindung angeboten wurde, wenn man kündigt, war ich eine der Ersten, die gegangen ist. Jeder glaubte früher an ein Recht auf Urlaubsreisen oder den Besitz von zwei Autos, aber ich habe den Kunden abgeraten, große Kredite aufzunehmen, weil ich sah, dass sie diese Kredite nicht zurückzahlen konnten und dadurch bekam ich Schwierigkeiten mit meiner Bank. Es schien so einfach zu sein, ein Leben wie im Fernsehen zu führen.
Früher haben die Menschen hier eher das Risiko und neue Dinge gemieden: Das Ziel war, Beamter zu werden und ein Haus zu besitzen. Es gab nicht viel Druck, aus sich selbst das Beste zu machen, aber als die Krise ausbrach, mussten wir nach anderen Wegen in unserem Leben und in unserer Arbeit suchen. In der Vergangenheit hatte Handarbeit in Griechenland eine starke Tradition, aber irgendwann versuchte man nur noch, alles auf Dienstleistung auszurichten und nicht mehr auf das, was wir herstellen können.
Schon früher hatte ich als Hobby mit Kräutern angefangen und wir wollten etwas mit unseren Händen machen, was sich aus der griechischen Natur beziehen lässt, was sauber ist und nicht industriell hergestellt wird. Die Hauptbestandteile unser Seifen kommen aus der griechischen Natur, also Olivenöl, Honig und Kräuter sind der Schlüssel für unsere Produkte. Wenn wir eine gute Technik und gutes Marketing haben, dann gibt es hier große Möglichkeiten. Das Wissen über die Seifenherstellung haben wir uns mithilfe des Internets selbst angeeignet, also learning by doing, wobei es anfangs auch viele Fehler gab. Es gibt ein großes Interesse an unseren Seifen und wir verkaufen sie über einen Internetshop, auf Märkten und wir versuchen auch, mit anderen Geschäften zu kooperieren.
Von staatlicher Seite haben wir keine Unterstützung erhalten, sondern sind nur auf Hindernisse gestoßen. Das Lustige ist, dass die Behörde, mit der wir zusammenarbeiten müssen, nicht weiß, welches die rechtlichen Voraussetzungen für unser Geschäft sind und das geht nicht nur uns so. Als wir z.B. das Finanzamt vor unserer Geschäftsgründung aufsuchten, fragten sie uns, warum wir das in Griechenland machen wollen und nicht in Bulgarien, wo es leichter sein soll.
Aber wir sind dickköpfig, wir lieben unser Land und glauben daran, dass auch hier Gutes passieren kann. Ich bin von unseren Produkten überzeugt, und dass wir gut gearbeitet haben und ich habe ein besonderes Interesse an der Kundenzufriedenheit. Auf der letzten internationalen Messe gab es ein starkes Interesse aus dem Ausland an unseren Produkten.«
»Ein Problem hier ist nach wie vor die Mentalität, also dass ein großer Teil der Griechen denkt, dass wir automatisch wieder die guten, alten Zeiten bekommen, wenn die jetzige Situation gestoppt wird. Aber das wird nicht und sollte auch nicht passieren.— Dimitris
Und das zweite Problem ist, dass das System hier für die zehn reichsten Familien in Griechenland angelegt ist und diese Familien mit der Regierung verbunden sind. Das ist nicht fair.«