Nastya


Nastya, 13 Jahre, Teilnehmerin eines Sommercamps


»Ich habe weder Brüder noch Schwestern und lebe mit meinen Eltern in Mariupol. Die politischen Ansichten der Menschen haben sich infolge des Krieges verändert und deutlich radikalisiert. Vor dem Krieg konnte ich mit meinen Freunden überall hingehen und das ist jetzt schwieriger geworden, weil unsere Eltern Angst haben und militärische Auseinandersetzungen stattfinden.
Früher gab es direkt bei unserem Haus Schusswechsel, aber jetzt ist es ruhiger geworden. Wir hören noch die Schießereien, diese sind jedoch weiter entfernt. Im Keller haben wir auch einen Schutzraum eingerichtet.
Wir haben jetzt Angst davor, in die Wälder zu laufen und wir haben auch eine Datscha am See, aber meine Eltern haben Angst, dorthin zu gehen. In der Schule hatte ich auch Erste Hilfe und Sicherheitsunterricht, wo ich gelernt habe, wie ich mich am besten schützen kann.
Ich möchte optimistisch bleiben und dabei helfen mir meine Eltern, da sie Zuversicht haben. Meine Großeltern sehen das ähnlich, sie versuchen auch, politische Themen nicht anzusprechen und ein normales Leben zu führen.
Wir haben Angst, dass wir unser Haus verlieren und wegziehen müssen. In Mariupol leben schon viele Vertriebene und ich fürchte mich davor, die gleiche Erfahrung zu machen.
Mir fehlen innere Ausgeglichenheit und das Vertrauen, dass alles wieder in Ordnung kommt. Wenn ich im Camp bin und meine Eltern anrufe und sie nicht erreiche, habe ich Angst, dass ihnen etwas passiert ist.
Das Beste im Camp sind die Beziehungen untereinander und die Mitarbeiter machen nicht einfach nur ihren Job, sondern geben wirklich alles. Ich wünsche mir für die ganze Welt, dass die Menschen sich besser verstehen, denn der Grund für Konflikte ist meistens Unverständnis zwischen den Menschen und manchmal artet es in einen Krieg aus.«
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