ragnheiður freyja portrait
»Es gab eine große Diskussion nach dem Crash, wie es jetzt weitergehen sollte und man sah Freunde, die viel Geld verloren hatte oder deren Darlehen stark anstiegen. Aber wir hatten vor dem Crash so ein wohlhabendes Leben, dass es zwar schlechter wurde, aber nicht richtig schlimm – jedenfalls in meinen Augen. Zum Beispiel hatten alle Studenten vor dem Finanzcrash kostenlose Busfahrkarten, was ein großer Luxus war und nun kostet eine Jahreskarte für Studenten ungefähr 200 Euro.
Es gab viele Menschen in Island vor dem Crash, die sich im Materialismus einfach verloren hatten, aber gleichzeitig gab es aber auch warnende Stimmen z.B. wunderte sich meine Mutter immer über die riesigen Kredite, die junge Leute problemlos von Banken erhielten. Oder viele Geschäftsleute hatten private Flugzeuge und das alles passierte hier in so einer kurzen Zeit.
Es war einfach unvernünftig. Zu sehen, wie materiell unser ganzer Wohlstand nur gewesen ist, hat uns nach dem Crash erst mal die Augen geöffnet und die Leute wurden wieder geerdet und bekamen ein Bewusstsein dafür, wie sie die Dinge konsumieren.
Ich denke, dass sich in Island der Crash wiederholen kann, da die Menschen immer wieder den Wunsch nach Reichtum haben und dabei vergessen, was hier passiert ist.
Einigen Politiker vertraue ich, aber nicht in der jetzigen Regierung, die für Neoliberalismus und freie Märkte steht und das hatte uns in die Krise reingeführt und diese große Blase verursacht.
Nach dem Crash bin ich viel gereist, habe Erfahrungen gesammelt und gemerkt, was ich in Island habe.«
— Ragnheiður Freyja, 21 Jahre, studiert Soziologie und arbeitet mit behinderten Kindern
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