ukraine kinder

Nastya, 11 Jahre
»Ich komme aus Donezk. Vor einem halben Jahr sind meine Eltern mit mir nach Kyiv gegangen, wo meine ältere Schwester schon lebte.
Als der Krieg anfing, bekamen wir Angst und meine Schwester wollte, dass wir Donezk verlassen und deswegen sind wir fortgegangen. Wir waren sehr froh, dass wir alle bei meiner Schwester unterkommen konnten. Eine Großmutter haben wir auch mitgenommen, aber meine andere Großmutter konnte ihr Haus nicht verlassen und ist in Donezk geblieben.
Ich habe Kleider mitgenommen, mein Kopfkissen und meinen Teddybär, den ich schon so lange besitze und der mich überall hin begleitet.
In Kyiv besuche ich die sechste Klasse und habe mindestens sechs bis sieben Stunden Unterricht am Tag. Nach der Schule mache ich meine Hausaufgaben und dann gehe ich entweder tanzen, was ich auch schon in Donezk getan habe oder treffe Freunde.
Ich spreche mit meinen Freunden über alles, aber wir haben vereinbart, dass wir nicht über den Krieg sprechen, weil es uns traurig macht. Ich träume viel über meine Zukunft und manchmal habe ich einen Traum, in dem ich überhaupt nichts sehe. Natürlich vermisse ich meine Freunde aus Donezk und meinen alten Spielplatz. Ich wünsche mir für uns ein grosses Haus und später möchte ich gerne - wie meine ältere Schwester - Softwareprogrammiererin werden. Ich lerne schon ein bisschen dafür.
Hier im Zentrum von Kyiv gefällt es mir, es ist ruhig und es wird nicht geschossen. Als ich in Kyiv ankam, war es für mich schwierig, da mich neue Geräusche immer erschreckt haben. Glücklicherweise kann ich hier gut schlafen, aber in Donezk konnte ich manchmal wegen der Schüsse überhaupt nicht schlafen. Dann hat sich dort jemand um mich gekümmert und ich habe mir die Ohren mit meinem Kopfkissen zugehalten.
Ich erzähle nicht gerne vom Krieg, da ich dann immer anfange zu weinen und an unser Haus denken muss, das ausgebrannt ist und an eine Familie, die getötet wurde.«

Nachdem ich mit Nastya gesprochen hatte, zeigte sie mir ein T-Shirt, auf das sie folgende Worte geschrieben hatte:
Улыбайся всем на зло, Чтоб сегодня повезло!
(Trotz allem lächeln, damit Du heute glücklich bist!)
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