english deutsch KILIAN FOERSTER
»Zappata Romana ist heute ein Verein und angefangen haben wir mit einer Karte auf Google maps. Auf dieser Karte haben wir alle ungenutzten oder aufgegebenen Gärten in Rom verzeichnet.— Silvia (Mitbegründerin von Zappata Romana)
Ende 2010 hatten wir schon ungefähr 40 Gärten gelistet und fanden es ein Jammer, dass niemand davon wusste. Diese Karte brachte uns eine große Anerkennung und wir haben viel Zulauf bekommen und sind seitdem kontinuierlich gewachsen.
Es hat sich ein Netzwerk entwickelt und gleichzeitig haben wir eine Website erstellt, wo man u.a. auch ein Handbuch runterladen kann, das sich mit unserer Arbeit befasst. Inzwischen verzeichnen wir auf unserer Karte ca. 150 Gärten in Rom.
Wir sind dann von der Appia Antica Parkverwaltung angesprochen worden, ob wir ihnen helfen können, bestimmte Orte im Park zu übernehmen und zu erhalten. Die Parkverwaltung wollte also ein bisschen mehr die Menschen erreichen und so kam es zu einer Zusammenarbeit. Hier im Appia Antica Park pflanzen wir nur alte Kulturpflanzen, da es sich um einen archäologischen Park handelt.
Von staatlicher Seite bekommen wir keine finanzielle Unterstützung, sondern sind auf Spenden und ehrenamtliche Arbeit angewiesen. Wir veranstalten auch Workshops für Kinder, organisieren Lehrveranstaltungen, laden für Vorträge externe Gärtner ein oder auch Maler und Illustratoren.
Die Resonanz auf unsere Arbeit ist sehr stark, was mich überraschte, da Römer gerne auch als zynisch bezeichnet werden. Allerdings müssen die Leute auch das sichere Gefühl haben, dass es keine versteckten Interessen gibt.
Manche kommen nur einmal vorbei, andere wiederum besuchen uns regelmäßig. Gestern kam z.B. ein kleiner Junge mit seinen Eltern, der vor Aufregung die ganze Nacht nicht geschlafen hatte. Der Junge brachte sein eigenes Werkzeug mit und war erst so ängstlich, den Tag im Garten zu verbringen, aber letztlich hat er dann von morgens bis mittags mit seinen Eltern hier gearbeitet und seine Zeit verbracht.
Man muss den Menschen also die entsprechenden Voraussetzungen anbieten, dann helfen sie auch und es passiert etwas. Manche erkennen dann die Bedeutung unserer Arbeit, es gibt hier zum Beispiel einen Granatapfelbaum, den eine Familie für ihr neugeborenes Kind gepflanzt hat oder ein Feigenbaum, der ein Andenken an eine früh verstorbene Mitarbeiterin ist.
Ich denke, das Leben ist kurz und es ist besser, etwas zu tun und positiv zu denken, als sich nur zu beschweren. Gleichzeitig sehe ich auch die Probleme, die es in den öffentlichen Gartenanlagen gibt, es fehlt an Personal und an finanziellen Mitteln. Natürlich weiß ich auch, dass der öffentliche Bereich sehr korrupt ist und es eine riesige Verschwendung von Steuergeldern gibt. Unsere Krise besteht also einmal aus denjenigen, die uns repräsentieren und gleichzeitig müssen wir Bürger neue Wege suchen und mehr Wertschätzung und Verantwortung gegenüber dem öffentlichen Grund zeigen. Aber das wird Zeit brauchen.
Die Kinder, die zu uns kommen, werden vielleicht einen neuen, verantwortungsvolleren Blick auf die Dinge bekommen. Dies ist letztlich meine Hoffnung.«