english deutsch KILIAN FOERSTER
»Nachdem ich mich mit einer Kollegin selbstständig gemacht habe, haben wir die ersten drei Jahre überwiegend in Krankenhäusern in ganz Spanien gearbeitet, jetzt bin ich hauptsächlich in Madrid tätig.<< >>
Ich habe zuvor auch schon in Mexiko und England gelebt und gearbeitet und in Spanien habe ich die Erfahrung gemacht, dass Spanier am Anfang der Wirtschaftskrise nicht besonders freundlich gegenüber Psychologen eingestellt waren. Es gab ein Stigma, als würden wir nur Verrückte behandeln.
Inzwischen hat sich dieses Stigma jedoch gewandelt, zum Beispiel veröffentlichte die Zeitung El país vor vier Jahren Artikel auch von Psychologen und das hat geholfen.
Wir haben hier nicht nur eine ökonomische Krise, sondern auch eine Krise der Werte. Wir müssen lustig sein, wir müssen Erfolg haben und wir sind von dieser fixen Idee vom Glücklichsein so eingenommen, dass wir nicht sehen, dass dies nicht das Leben ist. Zum Leben gehört auch Leiden, schlechte und normale Momente. Jeder wollte aber unbedingt erfolgreich sein. Wir waren verrückt danach, Geld zu haben, auszugeben und noch mehr zu haben.
Warum das Geld solch eine Bedeutung erreichte, lag nicht so sehr am Geld an sich, sondern an unserem Begriff von Erfolg und Glück, der über die Medien vermittelt wird. Am wichtigsten in der Krise ist es, dass die Menschen sich selbst besser kennenlernen und mit sich selbst verbunden sind, aber auch gleichzeitig mit der Gemeinschaft verbunden sind, wo in der Regel Individualismus angesagt ist. Um glücklich zu sein, ist es entscheidend, dass man nicht unbedingt versucht, glücklich zu sein, sondern akzeptiert, dass das Leben auch aus schlechten und gewöhnlichen Momenten besteht.
Mir ist in den letzten Jahren in Spanien noch aufgefallen, dass Psychopharmaka, die früher nur sehr eingeschränkt von Neurologen verschrieben wurden, inzwischen sehr großzügig auch von Allgemeinärzten abgegeben werden. Und zwar ohne die Patienten richtig über die Nebenwirkungen der Medikamente aufzuklären.«