english deutsch KILIAN FOERSTER
Jekatarina, 15 Jahre, Teilnehmerin eines Sommercamps
»Ich komme aus dem Dorf Druzhovka. Am stärksten hat mich vom Krieg getroffen, wie sehr er mit Verrat verbunden ist. Wir haben immer hier gelebt und gehörten zur Ukraine und auf einmal wurde uns von Außenstehenden gesagt, dass es nicht mehr die Ukraine sei und sie erteilten uns ihre Regeln und bestanden darauf, dass wir keine Ukrainer mehr sind und viele Leute fielen darauf herein.<< >>
Und es macht mir Angst, wie sehr sie immer noch ihre Position verteidigen, nach allem, was bislang passiert ist an Leid. Als der Krieg anfing, brachten meine Eltern mich in ein anderes Dorf, aber wir standen immer in Kontakt. Wir haben keine Bekannten oder Verwandten in den besetzten Gebieten.
Manchmal wird gesagt, dass man in der Ukraine unterdrückt wird, aber ganz allgemein finde ich, dass man in der Ukraine relativ frei leben kann und deswegen finde ich solche Vorwürfe nicht gerechtfertigt.
Wenn der Krieg einmal vorbei sein wird, dann werden sich viele Menschen gegenüber den Menschen auf der Gegenseite und dem, was passiert ist, schämen. Sie werden sich schämen wegen des Verrats, der hier stattgefunden hat.
Auch jetzt gibt es noch Menschen, die die Gegenseite unterstützen, aber immer noch auf ukrainisch kontrolliertem Gebiet leben. Wenn sie wirklich so überzeugt wären von dem, was die Gegenseite sagt, dann wären sie dort auf die andere Seite gegangen und hätten ihre Heimat hier aufgegeben.
Manchmal schreibe ich Gedichte über das, was mich berührt. Ich habe eine gute Freundin und wir sprechen über Dinge, die in der Geschichte vorgekommen sind. Meiner Freundin gefallen auch Literatur und Gedichte und manchmal liest sie mir etwas vor und wir reden darüber. Ich vermisse eigentlich nichts, aber mich ängstigt dieser Verrat, der hier stattgefunden hat und ich habe Angst, dass die Menschen ihre alten Positionen nicht aufgeben werden.
Ich wünsche mir, dass in Zukunft intelligente Menschen an die Macht kommen und der Krieg beendet wird. Und ich würde mich freuen, wenn es weniger Pressezensur und Verbote gäbe, zum Beispiel mögen viele Menschen russische Literatur und jetzt wird sie nur noch selten hier verkauft.«