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Lisa, 16 Jahre, lebt in Mariupol


»Meine Lehrerin hatte entdeckt, dass Yellow Bus in unsere Stadt Mariupol kommt. Yellow Bus ist eine Organisation, die Kindern Wissen über Film und Journalismus vermittelt. So habe ich Yellow Bus kennengelernt, ich habe dort Kenntnisse erworben und wurde dann zu einem Sommercamp eingeladen.
Das Wichtigste, was ich bei Yellow Bus gelernt habe, war das Gespräch mit Journalisten. Diese Journalisten sind zur Zeit auch aktiv im Beruf und wissen, was passiert. Und sie haben uns die Praxis gelehrt, also wie man ein Thema inhaltlich bearbeiten kann oder wie man Filmaufnahmen macht. Ebenso lernte ich die Besonderheiten der Montage, technische Kenntnisse und wie man sich vor einer Kamera verhält oder vor einer Kamera spricht.
Ich schaue mir keine beliebten Fernsehkanäle aus der Ukraine an. Mich interessieren eher die Nachrichten, die ich über Youtube-Kanäle empfange; es gibt z. B. einen Kanal Fernsehen aus Toronto und ein Journalist von diesem Kanal vermittelt Nachrichten mit Humor und sie analysieren, wie Themen von anderen Medien verarbeitet werden. Das finde ich spannend und es ist nützlich, da ich ähnlich vorgehe.
Es gab über Mariupol auch Falschmeldungen in den Medien. Die Stadt war direkt vom Krieg betroffen und dadurch wurde sie im ganzen Land bekannt. Allerdings wurden selbst in bekannten Nachrichtenkanälen manchmal Dinge über Mariupol ausgedacht. Zum Beispiel wurde früher oftmals berichtet, in Mariupol würde geschossen, aber wir haben hier gesessen und alles war ruhig.
Ich wohne im Ostteil der Stadt und dort gab es 2015 Schießereien, da dieser Stadtteil in der Nähe der Frontlinie ist. Ich hatte damals Angst, in diesem Teil der Stadt zu wohnen.
Am 06. Januar 2015, als ich die sechste Klasse besuchte, gab es im Ostteil von Mariupol starke Kämpfe und es wurden auch Raketenwerfer eingesetzt. Das war fürchterlich und ich hatte große Angst. Wenn ich damals schon älter gewesen wäre, dann hätte ich noch mehr Probleme gehabt, das alles zu verarbeiten. Als jüngerer Mensch denkt man, dass es nur schlechte Menschen gewesen sind, die das gemacht haben. Natürlich kann ein Außenstehender auch verstehen, dass Krieg schrecklich ist und viel zerstört wird. Aber wenn Du nur ein Foto davon siehst, dann kannst Du nicht wirklich nachempfinden, was damals geschehen ist. Das war solch ein Schrecken und Terror, was hier passierte, das war fürchterlich. Wir haben es bei uns nur einmal erlebt, aber an anderen Orten ist es viel häufiger passiert und dann ist es noch heftiger.
Ich schreibe gerne und mir gefallen auch Internetzeitungen, die ich unterwegs im Bus lesen kann.
Vor dem Krieg kannten viele Menschen in der Ukraine unsere Stadt nicht, aber wegen des Krieges tauchte Mariupol oft in den Nachrichten auf und dadurch hat diese Stadt eine besondere Aufmerksamkeit bekommen. Und die Menschen in Mariupol haben wirklich gefühlt, was Krieg bedeutet.
Mich betrifft es, dass sich die wirtschaftliche Situation verschlechtert hat, die Preise gestiegen sind und es auch eine stärkere Inflation gibt. Es ist eine Krise im gesamten Land und vor dem Krieg konnte meine Familie besser leben. Früher hatten wir hier auch Fabriken, aber dann wurde mein Vater arbeitslos. Jetzt hat er wieder eine neue Tätigkeit gefunden. Ich habe mich an die Situation gewöhnt und fühle mich relativ sicher.
Ich möchte noch mal sagen, dass Yellow Bus ein cooles Projekt ist.«
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