maria-portrait


Maria, 15 Jahre, lebt in Mykolaivka


»2014 habe ich zum ersten Mal Yellow Bus kennengelernt. Freiwillige von Yellow Bus sind zu unserer Schule gekommen und haben geholfen, sie wieder aufzubauen.
Und seitdem haben wir viel zusammen gearbeitet und ich habe zwei Sommercamps von Yellow Bus besucht. Yellow Bus hat uns auch online geholfen und ich habe von ihnen Neues über das Kino erfahren. Für mich war es das erste Mal, dass ich etwas über Film und Kino gelernt habe.
Ich informiere mich über soziale Medien und Artikel im Internet. Über unseren Ort Mykolaivka habe ich keine Falschmeldungen bis jetzt mitbekommen, aber über unsere Nachbarstadt Slowjansk wurde berichtet, dass dort ein Kind gekreuzigt worden wäre, aber das war eine falsche Nachricht.
Ich war in Mykolaivka, als der Krieg hier ausbrach. Vielleicht hat das bei mir einen Eindruck hinterlassen, aber wir leben hier jetzt weiter und Freiwillige haben uns geholfen, unsere Stadt wieder aufzubauen. Ich war zehn Jahre alt, als der Krieg in Mykolaivka war, und ich habe die Schießereien erlebt.
Es kommt auch vor, dass ich in sozialen Medien Falschnachrichten entdecke, aber Du weißt es nicht sofort, sondern hast nur einen Verdacht, dass es falsch sein könnte. Und dann fange ich mit anderen Quellen an, zu überprüfen, ob diese Meldungen stimmen können oder falsch sind. Ich benutze Quellen, mit denen ich in der Vergangenheit gute Erfahrungen gemacht habe. Allerdings schreibe ich in sozialen Netzwerken keine Kommentare, sondern ziehe nur für mich Schlussfolgerungen. Und dann erzähle ich meinen Bekannten davon, welchen Medien sie trauen können und welchen eher nicht.
Ich glaube, dass Außenstehende nicht nachvollziehen können, wie sich Krieg wirklich anfühlt, man muss es selbst mitgemacht haben. Zum Beispiel können wir es auch nur schwer verstehen, wenn im Ausland irgendwo Krieg ist und vor 2014 hatten wir hier ebenfalls keinen Krieg.
Und früher - also vor 2014 - hätten wir überhaupt nicht verstanden, was Krieg wirklich bedeutet. Und so ähnlich geht es Menschen, die den Krieg nicht selbst erlebt haben; sie können uns nicht richtig verstehen.
Ich habe auch Bekannte in den besetzten Gebieten, die ich in den Sommercamps von Yellow Bus kennengelernt habe. Bis heute habe ich Kontakt mit manchen von diesen Kindern und wir unterhalten uns. Aber über den Krieg sprechen wir untereinander überhaupt nicht. Wir sprechen nur wie Freunde miteinander und es gibt gute Freundschaften zwischen uns. Wir können uns auch gegenseitig besuchen und spazieren gehen.
Persönlich hat mich der Krieg betroffen, da ich Freunde hatte, die wegen des Krieges weggezogen sind und die ich nie mehr gesehen habe. Und das hat mich getroffen, weil der Krieg meine Freundschaften zerstört und Freunde von mir weggenommen hat.
Ich bekomme heute noch Angst, wenn ich laute Geräusche höre, aber sonst hat sich bei mir nicht soviel verändert. Alles ist wieder aufgebaut worden und es gibt hier nur noch wenig Zerstörung an Häusern.«
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