andrea corviale
Lidiano, (Bewohner aus Corviale, siehe auch hier)

»Ich lebe seit 30 Jahren in Corviale und bin einer der ersten Bewohner. Vom Sehen kenne ich hier viele, aber ich habe wenige Freunde. Es ist relativ leicht hier jemand kennenzulernen, meistens sind es aber oberflächliche Bekanntschaften. Es gibt wenig Möglichkeiten, den Menschen wirklich nahe zu kommen.
Ich vermisse das ursprüngliche Konzept von Corviale, denn zuerst sollten hier die Menschen als soziale Gemeinschaft leben. Dieses Gebäude hatte von Anfang an viele Mängel, aber die meisten Menschen, die hier wohnen, sind trotzdem zufrieden. Die öffentliche Verwaltung hat in den letzten dreißig Jahren hier versucht, ein soziales Umfeld zu entwickeln, z.B. mit Spielplätzen, Busanbindungen oder einer Bibliothek.
Es gibt ein Kulturangebot, an dem ich teilnehme und viele Initiativen kommen aus der Bibliothek. Allerdings ist das kulturelle Niveau eher gering.
Eigentlich ist das kulturelle Leben von Corviale ein Paradox, denn es zieht eher Menschen von außen an, als diejenigen, die hier wohnen.
Vor dreißig Jahren war es sehr schwierig und schmerzhaft in Corviale, es gab viel Gewalt bis hin zu Mord, denn es wurden sehr unterschiedliche Leute von staatlicher Seite in Corviale untergebracht und die Bewohner mussten lernen, miteinander auszukommen. Auch mir schlug von vielen Leuten Misstrauen entgegen, da ich als Polizist gearbeitet hatte und manche dachten, ich wäre ein Spion.
Ich habe früher im Zentrum von Rom gearbeitet, aber heute fehlt mir das Zentrum nicht, denn ich habe hier alles, was ich für mein Leben brauche.«
— Lidiano
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