sofia portrait
»Seit Juni arbeite ich in zwei Restaurants und davor habe ich ein freiwilliges Jahr in Polen gemacht. Im Sommer habe ich an der Uni einen Kurs für Kinder gegeben.
Meine Mutter hat ihren Job verloren, aber wieder eine neue Arbeit gefunden.
Als ich aus Polen zurückkam, lebte ich einen Monat lang bei meinen Eltern in Coimbra, aber ich wollte so schnell wie möglich von zu Hause weg und habe nach allen Möglichkeiten gesucht. Mein Sommerkurs hat nicht genug Geld für die Miete eingebracht, deswegen arbeite ich auf jeden Fall am Wochenende in Restaurants. Ich verdiene in einer Schicht von 19.00 – 4.00 Uhr nachts 30,00 Euro plus Trinkgeld. In der Woche bekomme ich pro Schicht evtl. 20,00 Euro und in einer Woche habe ich, wenn es gut läuft, ungefähr 150,00 Euro. Diese Arbeit mache ich seit dem Sommer. Wenn man ein Studium ohne Perspektive hat, ist man gezwungen, einen Job nebenher zu machen. Als Künstlerin würde ich gerne Comics zeichnen. Als ich in Polen gewesen bin, habe ich auch die polnische Sprache gelernt und gesehen, dass dort die Ausbildung kostenlos ist.
Ich habe Glück, dass ich finanziell von meinen Eltern unterstützt werde und natürlich habe ich auch meine Ansprüche runtergeschraubt. Mir ist es egal, was ich für eine Arbeit mache. Die Arbeit im Restaurant macht mir Spaß, man kann dort englisch, französisch und manchmal auch polnisch sprechen. Meine Freunde sind für die Arbeit alle ins Ausland gegangen und ich denke auch darüber nach. Es ist traurig, dass die Regierung in unsere Ausbildung investiert und wir schließlich gezwungen sind, das Land zu verlassen.
Die Nachrichten im Fernsehen erschrecken mich und ich versuche, diese Angst nicht zuzulassen. Als meine Mutter ihre Arbeitsstelle verlor, wussten wir überhaupt nicht mehr, wie es weitergeht, aber jetzt arbeitet sie in einem Sekretariat.
Ich rede mit meinem Großvater viel über die Krise und natürlich ist die Politik verantwortlich, aber in meiner Familie geht niemand mehr zur Wahl. Es wäre aber heuchlerisch, wenn wir nicht auch unsere eigene Verantwortung zugäben. Ich traue keinem Politiker. Ich würde gerne reisen und nach Asien gehen, mein Traumland ist Japan.«
— Sofia, 23 Jahre, hat Kunst studiert und arbeitet zur Zeit in zwei Restaurant
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