majida-portrait-kinder-irak


Majida, 16 Jahre alt, lebt in einem Flüchtlingslager in Irak/Kurdistan, Majida trägt ein dünnes, dunkles Tuch über dem Kopf als Zeichen der Trauer, weil kürzlich enge Familienmitglieder gestorben sind. (bitte auch hier und hier und hier sehen)


»Für mich ist das Leben im Camp nicht so gut. Da wir kein Telefon haben, konnten wir bislang auch noch nicht mit anderen Leuten sprechen, die aus Sibasheikxedir geflüchtet sind. Als wir damals vor Daesh flüchteten, war ich noch sehr klein und deswegen kann ich mich auch nicht mehr an andere Menschen aus Sibasheikxedir erinnern. Und da ich mit niemand aus Sibasheikxedir gesprochen habe, weiß ich auch nicht, wie heute die Lage dort ist und was dort passiert. Die Onkel meines Vaters leben im Ausland, aber mit ihnen habe ich bis jetzt auch noch nicht geredet.
Ich erinnere mich aber bis heute genau daran, wie Daesh unser Dorf angegriffen hat. Das ist wie ein festes Bild, das vor meinen Augen stehen geblieben ist. Wir waren über eine Woche im Sindschargebirge. Und weil es nichts zu essen und trinken gab, war dies bis heute die schwierigste Zeit in meinem Leben.
Dieses Schuljahr war für mich schwierig, weil die Schule nicht regelmäßig geöffnet hatte * und deshalb konnte ich den Unterricht nicht besuchen.
Zurzeit besuche ich die dritte Klasse in der Mittelstufe. Mir ist klar, dass ich gute Noten brauche, wenn ich später eine Ärztin werden möchte, aber der Ausfall des Schulunterrichts in diesem Jahr hat meine Noten nicht verbessert.
Eigentlich war ich bislang immer eine schlaue und gute Schülerin, aber da ich neben der Schule noch arbeite, bin ich nicht mehr ganz so gut wie früher. Ich arbeite neben der Schule auf Feldern, wo ich vom Camp aus 20 Minuten zu Fuß hingehe. Mein Vater war früher Bauer und hatte eigene Felder. Die Felder, wo ich jetzt arbeite, gehören aber nicht meinem Vater, sondern wurden uns von einem Landbesitzer für den Anbau von Gemüse zur Verfügung gestellt und dieser bekommt vom Gemüseverkauf einen Teil ab. Wenn wir z.B. zehn Kisten Tomaten zum Verkauf fertigmachen, dann erhält der Landbesitzer die Hälfte vom Verkaufsgewinn. Ich arbeite regelmäßig zusammen mit einer meiner Schwestern auf den Feldern, weil es hier für uns keine anderen Jobmöglichkeiten gibt. Die Arbeit auf den Feldern hängt immer von der Jahreszeit ab. Im Frühjahr pflanzen wir das Gemüse auf die Felder. Während des Sommers gehen wir dort zum Wässern des Gemüses hin, bis das Gemüse ausgereift ist. Und jetzt in der Erntezeit gehen wir jeden Tag auf die Felder und ernten das Gemüse. Zurzeit ist Tomatenernte und ich pflücke Tomaten und sortiere sie in Kisten für den Verkauf auf dem Markt.
Es war für mich schwierig, als kürzlich ein Cousin meiner Mutter an einem Herzanfall gestorben ist und eine ältere Schwester von mir. Meine Schwester, die 29 Jahre alt wurde, hat die Geburt eines Kindes nicht überlebt. Mir ist es gelungen, mit dieser Schwierigkeit klarzukommen, indem ich aufs Feld gegangen bin und dort gearbeitet habe. Die Arbeit auf dem Feld war für mich eine Hilfe, mit der Trauer umzugehen. Mein Wunsch ist es immer noch, später eine Ärztin zu werden.«

wegen der Coronapandemie wurde auch im Irak der Schulunterricht eingeschränkt
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