ukraine kinder

Nastia, 10 Jahre
 
»Ich habe keine Geschwister und bin mit meinen Eltern und meiner Großmutter seit einem Jahr in Kyiv. Vorher lebten wir in Luhansk und dort habe ich viel vom Krieg mitbekommen.
Zum Beispiel war ich mit einer Freundin Eisessen in Luhansk, als plötzlich ein Flugzeug auftauchte und Bomben abwarf. Wir sind dann schnell nach Hause gelaufen und als wir wieder aus unserem Haus rauskamen, haben wir das Flugzeug im Bahnhofsbereich entdeckt, wo es abgeschossen worden war. Das hat uns Angst gemacht und alles passierte so schnell.
Oder ich war gerade in der Datscha meiner Großmutter, als meine andere Großmutter, die in einem Hochhaus lebt, auf dem Balkon eines Nachbarhochhauses jemand gesehen hat, der von dort geschossen hat. Dann kam ein Auto, der Typ verschwand vom Balkon und es wurde vom Auto aus so lange auf das Haus geschossen, bis es zerstört war. Meine Großmutter hatte große Angst, dass so etwas auch in ihrem Haus passiert und sie ist aus dem Haus gerannt und mit dem Taxi zu uns in die Datscha gekommen.
Daraufhin haben meine Eltern beschlossen, mich wegzubringen, aber zuerst zögerte mein Vater, weil es gefährlich war.
Schließlich haben wir dann den Zug genommen, aber während der Zugfahrt begannen dann die Bombardements. Meine Großmutter hat sich über mich gelegt und als auch noch Raketen auf den Zug gefeuert wurden, sind wir aus dem Zug geflüchtet und haben uns unter Bäume auf den Boden gelegt. Es gab dann starke Bombardements, aber irgendwann konnten meine Großmutter und ich dann doch noch mit dem Zug weiterfahren und sind dann bei meiner Mutter in Starobilsk angekommen.
Dort sind wir drei Monate geblieben und dann mit dem Bus nach Kyiv gefahren. Ich habe aus Luhansk Kleider, Spielsachen, mein Telefon und meine Kopfhörer mitgenommen.
Jetzt gehe ich wieder zur Schule und alles ist gut. Ich habe Ukrainischunterricht und es ist ein bisschen schwierig, alles auf ukrainisch zu lernen. Außerdem tanze und singe ich gerne und habe auch schon auf der Bühne Hip-Hop getanzt. Ich möchte mit meinen Freundinnen, wenn wir elf Jahre alt sind, gerne auf der Straße Hip-Hop tanzen.
Über Skype habe ich auch Kontakt zu meinen alten Freunden in Luhansk. Angst habe ich eigentlich keine, sondern ich bin eher traurig, dass mein Kater in Luhansk bleiben musste. Mein Kater ist jetzt alleine, er ist nun ein Straßenkater und vielleicht lebt er überhaupt nicht mehr. Seit einem Jahr habe ich ihn schon nicht mehr gesehen. Mir fehlt auch mein Hund Ducia. Ich hatte zwei Hunde und drei Katzen, es war aber unmöglich, sie mitzunehmen.
Mein Wunsch ist es, dass alle meine Verwandten auch hierher kommen. Ich gehe gerne mit meiner Freundin abends und nachts spazieren und wir kommen um Mitternacht wieder zurück nach Hause.
Später möchte ich vielleicht zum Militär wie meine Mutter, die beim Geheimdienst gearbeitet hat. Mein Vater wollte aber nicht, dass meine Mutter dort arbeitet und jetzt hilft sie ihm bei seiner Arbeit in der Werbung.«

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