alexander-portrait


Alexander, 14 Jahre, lebt in Mykolaivka


»Im Frühling 2017 habe ich zum ersten Mal Yellow Bus kennengelernt.
Wir hatten ein Drehbuch geschrieben und gewartet, bis Yellow Bus in unsere Stadt kam. Ich war sehr erstaunt, dass die Menschen von Yellow Bus aus Kyiv bis in unsere Stadt gekommen sind. Sie hatten professionelle Mitarbeiter und die gesamte Ausrüstung dabei. Yellow Bus hat bei mir einen sehr positiven Eindruck hinterlassen und ich wollte immer bei weiteren Projekten von ihnen mitmachen. Ich habe zum ersten Mal gelernt, wie man einen Film herstellt und die Grundkenntnisse, die ich dort gelernt habe, waren interessant und hilfreich.
Ich hole mir meine Informationen, genauso wie meine Mitschüler, über soziale Netzwerke. Und ich spreche auch mit älteren Menschen und bin übers Internet mit Organisationen verbunden.
Ich bin selbst nicht direkt vom Krieg betroffen gewesen. Als der Krieg hier anfing, sind meine Eltern mit mir aus diesem Ort weggezogen. Ich kann mich aber noch erinnern, dass ich im Alter von 8 Jahren in einer Sandkiste spielte und wir Explosionen hörten.
Es hängt immer vom einzelnen Menschen ab, ob er anhand von Büchern oder Bildern verstehen kann, was im Krieg passiert. Es gibt Menschen, die schon beim ersten Mal Angst haben, auch wenn sie nichts vom Krieg gesehen haben. Und es gibt andere Menschen, die immer wieder neue Nachrichten suchen oder brauchen, damit sie verstehen, was passiert. Aber richtig begreifen kann man den Krieg kaum nur allein über Medien, man muss es selbst erlebt haben. Ich verstehe es auch nicht vollständig, warum das alles passiert.
Im Medienbereich interessieren mich besonders Fotografie und Audio. Audio deshalb, weil ich in unserer Gruppe ein Audioregisseur bin. Manche Leute werden Audioregisseur, weil ihnen Musik gefällt. Aber bei mir war es umgekehrt: Ich habe als Audioregisseur erst Musik richtig kennengelernt. Und an der Fotografie gefällt mir, dass ich die Fotos bearbeiten und mit ihnen auch spielen kann.
Ich hatte früher auch Freunde in den besetzten Gebieten, aber unsere Kommunikation ist abgebrochen, weil sie ins Ausland gezogen sind. Wenn Du den Ort verlassen musst, wo Du geboren bist, dann ist das eine fürchterliche Erfahrung. Also, dass auf einmal alles verschwinden kann, was einem vertraut ist. Und dann willst Du auch nicht mehr an den alten Ort zurück, weil Du die Zerstörung nicht sehen möchtest.
Ich glaube nicht, dass mich der Krieg so sehr verändert hat, obwohl meine Eltern und Verwandten sagen, dass ich ernster geworden bin. Und meine Verwandten in der Stadt haben bis heute Angst vor bestimmten Geräuschen, bei denen sie das Gefühl haben, sie müssten sich sofort in einem Schutzraum in Sicherheit bringen. Ich fühle mich aber normal.«
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