ukraine kinder

Polina, 11 Jahre
»Ich habe keine Geschwister, aber Ende August werde ich wahrscheinlich einen kleinen Bruder bekommen.
Ich bin mit meinen Eltern aus Luhansk nach Kyiv gekommen. Als ich in Luhansk zur Schule ging, fingen die Schießereien an und meine Mutter hat mich zu meiner Großmutter gebracht, wo aber auch geschossen wurde. Mein Großvater hat dann Zugfahrkarten für meine Großmutter und mich besorgt und wir sind direkt nach Kyiv gefahren. In Kyiv lebten vorher schon mein kleiner Cousin und meine Tante und wir konnten bei ihnen unterkommen.
Dann kamen meine Mutter und mein Großvater nach und nur mein Vater war noch in Luhansk. Als es dort aber immer schlimmer wurde, ist er auch zu uns nach Kyiv gekommen und wir haben uns eine eigene kleine Wohnung gesucht, weil meine Mutter schwanger ist. Jetzt ist alles o.k., niemand von uns ist mehr in der Kriegsregion, außer unseren Großeltern, die uns hin und wieder besuchen.
In der Schule habe ich keine Lieblingsfächer, ich mag alles ein bisschen. Ich habe auch Freunde hier und ein früherer Schulfreund aus Luhansk besucht die Parallelklasse in meiner Schule. Wir versuchen auch, neue Freunde zu finden. Wir bekommen hier viele Hausaufgaben, besonders in Mathematik. Für die Sommerferien habe ich 86 Matheaufgaben bekommen und wir sollen 26 Bücher lesen, aber wahrscheinlich ist nicht alles wichtig und ich habe schon viele Bücher gelesen.
Ich wäre glücklich, wenn ich unsere alte Wohnung wieder hätte und ich weiß nicht, ob wir wieder zurückgehen nach Luhansk. Ich hatte dort mein eigenes Zimmer und hier ist alles provisorisch und gebraucht. Wir leben zu viert in einem Raum. Meine Tante ist jedoch den ganzen Tag auf der Arbeit.
Da meine Mutter schwanger ist, träume ich oft von meinem zukünftigen Bruder.
Ich wünsche mir nur Frieden und ich weiß noch nicht, was ich später machen soll. Vielleicht werde ich Modedesignerin wie jedes Mädchen, das so gerne zeichnet wie ich. Ich danke Dir.«

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